Der Hohlweg

An der 7. Station des Naturentdeckerweges geht es um die Bedeutung von Hohlwegen.
Die Infotafel der Station gibt es hier zum Download:

Zeugen jahrhundertelanger Nutzung und ökologischer Vielfalt

Hohlwege schaffen artenreiche Ökosysteme auf oft nur wenigen Quadratmetern. In intensiv genutzten land- und forstwirtschaftlichen Gebieten stellen sie eine besonders wertvolle Bereicherung dar. Hohlwege sind durch jahrhundertelange Nutzung entstanden. Durch Befahren mit Fuhrwerken, Betritt und Viehtrieb, haben sich diese Wege in das Gelände eingetieft. Das Regenwasser verstärkte den Bodenabtrag, und so entstanden im Laufe der Zeit mehrere Meter tiefe Einschnitte. Solche Wege sind sowohl kulturhistorisch als auch ökologisch von besonderer Bedeutung und daher erhaltenswert.

Geschichte

Rund 1,7 km vom Ortszentrum von Sieggraben entfernt, liegt das archäologische Freilichtmuseum Schwarzenbach. Auf diesem „Burgberg“ konnte eine Besiedlung von ca. 3000 v.Chr. bis um das Jahr Null nachgewiesen werden. Bereits in der Jungsteinzeit (Neusteinzeit, Neolithikum), um 3000-2400 v. Chr., war die Kuppe des Burgberges besiedelt. Diese Epoche liegt am Übergang von Jäger- und Sammlerkulturen zu Hirten- und Bauernkulturen. In dieser Zeit wurde häufig auf natürlich geschützten Höhen gesiedelt. Die Siedlungen waren meist klein, aber manchmal durch Befestigungen gesichert.

In der Eisenzeit, um das 2. Jh. v. Chr., entstand hier eine der größten stadtartigen Siedlungen der Kelten des Ostalpenraumes, welche ca. 15 ha groß und durch eine bis zu 10 m hohe Wallanlage geschützt war. Hier wohnten keltische Adelige, Händler, Handwerker und Bauern und produzierten verschiedenste Gegenstände aus Bronze oder Eisen. Die Oberpullendorfer Bucht war damals ein Zentrum der Eisengewinnung, was das Gebiet für die Römer interessant machte. Mit der Eingliederung ins Römische Reich ca. 15 v. Chr., endet die Eisenzeit und zugleich die Besiedelung in diesem Areal. Im archäologischen Freilichtmuseum Schwarzenbach wurde ein Teil der Siedlung rekonstruiert. Das Gelände bietet einen spannenden Einblick in das Leben vor über 2000 Jahren.

Der Bohnholzweg

ist eine historische Verbindung zwischen Sieggraben und Schwarzenbach. Wahrscheinlich wurde der Weg schon von den Kelten benutzt. In Schwarzenbach befand sich schon vor über 3000 Jahren eine bedeutende Siedlung.

Vielfältiges Ökosystem

Hohlwege bieten unterschiedlichsten Tieren Schutz und Lebensraum. Zu den größten zählen Dachse, Füchse, Steinmarder und Kaninchen. Auch zahlreiche Insekten wie Bienen, Hummeln und Wespen bauen in den Lehmwänden ihre Nester, die sich durch Bohrlöcher verraten. Für sie sind besonnte Wandbereiche von großer Bedeutung. Vögel können vorhandene Höhlen als Brutplatz nutzen. An den Flanken der Hohlwege wachsen oft Stauden und Gehölze, die Kleintieren als Unterschlupf und Nahrung dienen. Hohlwege locken Fledermäuse an, die hier Jagd auf Insekten machen. So bilden Hohlwege ein artenreiches Ökosystem auf einer Fläche von oft nur wenigen Quadratmetern. In einer intensiv land- und forstwirtschaftlich genutzten Umgebung sind sie eine besonders große Bereicherung.

Mikroklimatische Unterschiede

Das Kleinklima in Hohlwegen unterscheidet sich deutlich von dem der Umgebung. Abhängig von Ausrichtung und Sonneneinstrahlung, Temperatur, Feuchtigkeit und Luftströmungen, sind die Lebensbedingungen kleinräumig sehr unterschiedlich. Wärmeliebende Arten wie Eidechsen nutzen die trockenen sonnenexponierten Hänge, dort bauen auch Wildbienen und Wespen ihre Bruthöhlen. Die beschatteten, kühleren und feuchteren Bereiche, werden z.B. von der Erdkröte aufgesucht.

Sedimentablagerungen

Der Hohlweg gibt einen Einblick in die geologische Vergangenheit. Während die Wände des Hohlweges von lehmigem Bodenmaterial gebildet werden, findet man an der Sohle Steine in unterschiedlicher Größe. Diese wurden vor rund 18 Mio. Jahren abgelagert. In dieser Zeit befanden sich in Europa verschiedene Meeresbecken, in die durch Erosion abgetragenes Gesteinsmaterial eingetragen wurde. So entstanden z.B. im Wiener Becken und im Pannonischen Becken mächtige Sedimentablagerungen.

Schutzwürdigkeit

Auf Grund ihrer ökologischen und kulturhistorischen Bedeutung, sind Hohlwege durch das Burgenländische Naturschutz- und Landschaftspflegegesetz geschützt. Einige burgenländische Hohlwege sind auch als Naturdenkmale ausgewiesen.

Erhaltung von Hohlwegen:

  • Abrutschendes Erdmaterial soll behutsam entfernt werden, offene Abbruchwände dürfen nicht gesichert werden.
  • Besonnte Lehmwände sollen offen und frei von Beschattung gehalten werden. Ein umsichtiger Rückschnitt von Gehölzen kann hierfür sinnvoll sein.
  • Struktureiche Altbäume und Wurzelstöcke an der Böschung müssen unbeeinträchtigt bleiben.
  • Die forstwirtschaftliche Nutzung soll in einem angemessenen Abstand zur Böschungsoberkante unterbleiben.
  • Ein Düngereintrag aus benachbarten Ackerflächen und Gärten ist zu vermeiden. Das kann durch einen ausreichend großen Abstand der benachbarten Nutzung erreicht werden.
  • Neophyten wie die Robinie, die heimische Arten verdrängt sollten entfernt werden.
  • Selbstverständlich darf in Hohlwegen kein Abfall, Garten- und Grünschnitt oder Bauschutt abgelagert werden.
  • Auf eine Befestigung des Weges muss verzichtet werden. Falls durch Auswaschungen die Befahr- oder Begehbarkeit beeinträchtigt ist, soll nur das natürlich anstehende Boden- und Gesteinsmaterial auf der Wegfläche eingeebnet werden. Keinesfalls sollen Ziegelschutt oder Beton- und Asphaltaufbruch eingebracht werden.
Quellen: Museum Niederösterreich, Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg LUBW, Landschaftsverband Rheinland LVR

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Was ist ein Naturdenkmal?

„Zu Naturdenkmalen können durch Bescheid der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde erklärt werden

  • Naturgebilde, die wegen ihrer Eigenart, Schönheit, Seltenheit, wegen ihres besonderen Gepräges, das sie der Landschaft verleihen oder wegen ihrer besonderen wissenschaftlichen und kulturellen Bedeutung erhaltungswürdig sind oder
  • kleinräumige Gebiete, die für den Lebenshaushalt der Natur, das Klima oder als Lebensraum bestimmter Tier- und Pflanzenarten besondere Bedeutung haben (Kleinbiotope) oder in denen seltene oder wissenschaftlich interessante Mineralien oder Fossilien vorkommen.“
Quelle: https://www.burgenland.at/themen/natur/naturschutz/naturdenkmale/


Infos zu Wildbienenarten:

Konzeption & Text: Projektberatung Schlögl & Ingenieurbüro Holler | Fotos: C. Holler & G. Schlögl